Dienstag, 15. Januar 2019

Durchatmen


Zugegeben, der Titel klingt eher nach dem ersten Schritt auf einer Yoga-CD für Anfänger als nach einer aussagekräftigen Überschrift für einen Blogpost aber in der letzten Zeit ist mir des Öfteren klargeworden, dass man sich irgendwann einfach die Zeit nehmen muss um stehen zu bleiben und nichts zu tun außer tief durchzuatmen. Während der Arbeit, in einem Laden im Sicherheitsbereich des Flughafens, bin ich durchgehend in geschlossenen Räumen, die nächste Tür nach draußen ist mindestens eine alarmgesicherte Glaswand entfernt. Zudem vermitteln die Sicherheitskontrollen, durch die ich jedes Mal muss, um zu meinem Arbeitsplatz zu gelangen versstärkt das Gefühl, irgendwo eingeschlossen zu sein. Und da ich nicht nur, wie die meisten Passagiere, ein oder zwei Stunden im Transit verbringe, sondern meine komplette, neunstündige Schicht, ist es jedes Mal wirklich schön, nach Schichtende endlich wieder an die frische Luft zu gelangen. In diesen Momenten ist es egal, ob es regnet, stürmt, schneit oder einfach nur eisig kalt ist. Ich genieße einfach das Gefühl der Frische, obwohl ich normalerweise ganz und gar kein Fan von Kälte bin. 

Heute war aufgrund des Streiks ein wirklich nervenaufreibender und einfach chaotischer Tag und als ich endlich zu Hause war, habe ich mich auf die Couch fallen lassen und bin nicht mehr aufgestanden, bis mir eingefallen ist, dass ich noch einige Einkäufe fürs Abendessen erledigen muss. Und als ich dann vor die Haustür getreten bin, ist mir erst klargeworden, wie nötig ich diesen Gang nach draußen eigentlich hatte. Es ist im Moment nicht eiskalt, aber es weht ein kühler Wind, der mir normalerweise vielleicht unangenehm vorkommen würde, aber in diesem Moment war er einfach perfekt. 

Ich konnte die Augen schließen und durchatmen, das Gefühl, mich nicht in einem geschlossenen Raum zu befinden, genießen. Ich glaube, ich bin schon lange nicht mehr so langsam über den Parkplatz des Supermarkts gegangen. Am liebsten wäre ich noch viel länger draußen geblieben, allerdings ist mir nicht wirklich wohl dabei, alleine im Dunkeln rumzulaufen und da alle Menschen, die ich kenne, normale Arbeitszeiten oder Uni haben, hatte natürlich niemand Zeit für einen nächtlichen Spaziergang. 
Also habe ich mich wieder auf den Heimweg gemacht und den Rest des Abends damit verbracht, übergeschäumtes Salatdressing von den Bodenfliesen zu wischen und anschließend meinen obligatorischen Salat zu Abend zu essen. Weil mein ganzes Dressing auf dem Boden gelandet ist, musste ich improvisieren, was mir nicht sehr gelungen ist. Daraus lernen wir: Salat mit einfach nur Joghurt ist nicht wirklich schmackhaft, also passt auf, dass euer Dressing nicht aufschäumt, die Flasche zum Platzen bringt und dann auf dem kompletten Boden verteilt ist. Denn dann könnt ihr erst wieder durchatmen, nachdem die Küche geputzt wurde.

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