Samstag, 2. Februar 2019

Allein zu Haus


Ich erinnere noch gut, wie schlimm ich es als kleines Kind fand, ganz alleine zu Hause zu sein. Sogar, wenn meine Eltern nur mal schnell einkaufen gefahren sind. Dass ich dann alleine blieb war zusätzlich eigentlich komplett meine eigene Schuld, da ich meistens einfach keine Lust hatte, mitzufahren. Am schlimmsten war es aber jedes Mal, wenn meine Eltern abends zu Freunden fuhren und auch nicht sicher sagen konnten, wann sie wieder zurückkommen würden. Anfangs kam noch meine Oma von nebenan rüber, um auf mich und meine ältere Schwester aufzupassen, aber irgendwann waren wir wohl alt genug, um ganz alleine zu sein und als meine Oma wegzog, war dieses Thema sowieso erledigt. Als meine Schwester dann auch öfter die Freitag- und Samstagabende mit ihren Freunden verbrachte, blieb ich immer öfter abends alleine.
Ich kann nicht sagen warum, aber ich hatte damals wirklich große Angst vor Einbrechern. Das war natürlich total unbegründet, denn ich wohne schon immer in einem winzigen Kaff, in dem es absolut nichts zu holen gibt. 

Gott sei Dank hat sich diese Angst mit der Zeit verflüchtigt und ist etwas viel Schönerem gewichen. Irgendwann habe ich mich darauf gefreut, wenn meine Eltern mir gesagt haben, dass sie Freitagabend außer Haus verbringen würden. Ich war nie der Fan von großen Hauspartys. Ich bin gerne auf die meiner Freunde gegangen, wenn jemand sturmfrei hatte, aber ich hab nie selbst welche geschmissen. Aber wie ich schon mal in einem meiner Posts hier gesagt habe, bin ich von Zeit zu Zeit gern mal alleine. Und während der Schulzeit waren die Abende, an denen meine Eltern nicht da waren, meine liebste Zeit. Ich konnte im Fernsehen ansehen, was ich wollte, kochen, was ich wollte und wach bleiben solange ich wollte. Den großen Fernseher zu benutzen war natürlich das Highlight.

Heute, nochmal zwei, drei Jahre später verwende ich diese Abende hauptsächlich dazu, meine Lieblingslieder in höchster Lautstärke laufen zu lassen und in vermutlich komisch anzusehenden Bewegungen durchs ganze Haus zu tanzen, während ich nebenbei etwas koche. Ich muss sagen, was meine Hemmungen beim Tanzen angehet, wahren die vor ein paar Jahren noch viel stärker. Mit mir in den Club zu gehen muss wirklich an Langeweile nicht zu übertreffen gewesen zu sein. Ja, ich war die Person, die einfach nur dastand, die ganze Zeit gehen wollte und andauernd nach einer Möglichkeit gesucht hat, dem Zwang der Tanzfläche zu entgehen. Das hat sich Gott sei Dank auch geändert. Ich bin immer noch nicht die selbstbewussteste Tänzerin und auch bei weitem nicht die beste, aber mittlerweile ist mir die Meinung anderer viel egaler als früher. Mittlerweile ist es mir egal, wie es aussieht, wenn ich versuche, mich im Takt zu bewegen. Wenn ich dabei meinen Spaß habe, ist das doch alles, was zählt.
Und ehrlich gesagt bin ich eine Person, die sich bewegen muss, wenn gute Musik läuft. Ich kann nicht stillhalten, wenn beispielsweise Papa Roach's "Last Resort" läuft und auch bei den Klassikern von Abba entwickelt mein Körper eine Art Eigenleben.

Und so verbringe ich meine sturmfreien Abende heute damit, diesen Tick in vollen Zügen auszuleben, anstatt mich andauernd umzusehen und darürber nachzudenken, was wohl das richtige Verhalten wäre, wenn wirklich ein Einbrecher auf meiner Türschwelle stehen würde.