Samstag, 7. September 2019

Ein riesiger Haufen Veränderungen - Ausbildungsstart


Ich bin ein Mensch, der wohl sehr viele Konstanten in seinem Leben hat und auch braucht. Wirkliche Veränderungen finden bei mir echt nur selten statt. Ich habe zum Beispiel seit Jahren die gleichen Hintergrund- und Profilbilder, ich hab mich an den Anblick so gewöhnt, dass es komisch ist, wenn auf einmal alles anders aussieht. Ich hab schon öfter versucht, beispielsweise mein Instagram-Profilbild zu ändern, aber irgendwie hab ich es nie ausgehalten und hab es nach spätestens einem Tag zurück geändert. Und auch wenn es um Schule, oder im letzten Jahr um Arbeit geht, bin ich froh, wenn ich in einer Tätigkeit "ankomme", mich auskenne, weiß, welche Menschen es dort gibt, was ich zu tun habe, wie alles abläuft. Routine ist eben alles für mich.

Und dann hat diesen Montag meine Ausbildung mit einem vierwöchigen Schulbesuch angefangen und ich wurde innerhalb ca. eines Jahres zum dritten Mal in ein neues Leben geworfen, wie in eine Wanne kaltes Wasser. Zuerst musste ich schweren Herzens meinen alten Arbeitsplatz verlassen, an dem ich so viele tolle Menschen kennen gelernt habe, an dem ich so viel schöne Zeit verbracht habe und an dem ich wirklich unglaublich viel gelacht habe. Die Arbeit in der Bäckerei war nur übergangsweise zwischen Abi und Ausbildung gedacht gewesen und ich hätte niemals erwartet, dass ich dort so etwas wie ein zweites Zuhause finde. Dementsprechend schwer war der Abschied, auch wenn natürlich weder ich, noch die Bäckerei aus der Welt sind und ich zu jeder Zeit dort einkaufen kann. Trotzdem ist es nicht dasselbe und war sozusagen das Ende einer wirklich guten Zeit.

Nach einer Woche Urlaub ging es dann los, eine S-Bahnfahrt auf einen großen Haufen Neues zu. In fast allen Lebenslagen denke ich zu viel, vor allem im Vorraus. Newt Scamander sagt, dass man zweimal leidet, wenn man sich schon im Voraus zu viele Gedanken oder Sorgen macht, also hab ich versucht, die ganze Nervosität in den Hintergrund zu drängen. Das war zeitweise erfolgreich, aber natürlich viel leichter gesagt, als getan. Meine Hauptsorge: Wie finde ich Freunde?
Heute, im Nachhinein betrachtet, war die ganze Aufregung natürlich vollkommen unbegründet, ich hatte das Glück, direkt vor dem Mädchen zu sitzen, das im gleichen Krankenhaus arbeiten wird, wie ich und - nochmal Glück gehabt -  sie ist wirklich nett. Auch die restliche Klasse ist super nett und hilfsbereit und gemeinsame Unsicherheiten schüren doch auch irgendwie den Zusammenhalt, im Moment sind nämlich alle noch etwas überfordert mit der Menge an Lernstoff, der vor uns liegt.

Innerhalb dieser ersten Woche habe ich allerdings gemerkt, dass die Lernerei zu schaffen sein sollte, auch, wenn ich bereits am dritten Tag bis 23 Uhr am Lernen war. Allerdings wusste ich dann im Unterricht am nächsten Tag bestens Bescheid, und ich finde, es ist wirklich eines der besten Gefühle, die richtige Antwort auf eine Frage zu wissen, sei es nebenbei im Unterricht oder in der Klausur.
Zudem ist mein Interesse neu entfacht worden. Durch die Arbeit in der Bäckerei, die ja nun wirklich gar nichts mit Anästhesie zu tun hat, war ich mir zwischendurch nicht mehr sicher, ob das ganze OP-Ding überhaupt das Richtige für mich ist. Aber das, was wir in den ersten Tagen über Anatomie, Anästhesie und den Beruf der Anästhesietechnischen Assistentin an sich gelernt haben, hat wirklich mein Interesse und auch meine Motivation zurück gebracht und mich daran erinnert, warum ich mich dazu entschieden habe, diesen Berufsweg einzuschlagen.

Das Fazit der lang gefürchteten ersten Schulwoche ist also, dasss alles nur halb so schlimm war und ich mich jetzt sogar auf den Unterricht nächste Woche freue. Noch mehr freue ich mich aber auf die 6 Wochen Praktikum in der Klinik, die danach folgen, auch wenn dann natürlich erst mal wieder etwas Neues anfängt, aber das lässt sich wohl einfach nicht verhindern, wenn man durch das Leben spaziert.